Das, naja, Gute an Herzkrankheiten scheint: Sie betreffen immer nur die anderen – bis es einen selbst erwischt. Denn eines der größten Probleme in der Kardiologie besteht darin, dass Warnsignale nicht beachtet werden und Betroffene oft erst mit akuten Symptomen zum Arzt gehen oder – schlimmer noch – gebracht werden.
Etwa 100.000 Mal am Tag schlägt unser Herz, um den Körper mit Blut und dem lebenswichtigen Sauerstoff zu versorgen. Das ständige, gleichmäßige Pulsieren bemerken wir normalerweise gar nicht, außer vielleicht nach einiger Anstrengung oder in Momenten großer Emotionen. Dann wird uns mitunter plötzlich klar, was für eine Riesenleistung unser Herz in jeder Sekunde unseres Lebens vollbringt und wie froh wir sein können, dass wir davon im besten Fall gar nichts mitbekommen.
Manchmal allerdings stottert unser Motor, und wer dann nicht auf die ersten Signale achtet, kann einen schweren, vielleicht irreparablen Schaden erleiden. Fakt ist: 50.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland an einem Herzinfarkt.
Natürlich, wenn das Herz mal etwas ruckelt oder ein wenig schneller schlägt, dann muss das nicht gleich Schlimmes bedeuten. Wer aber zum Beispiel regelmäßig und auch nach geringer Anstrengung bereits aus der Puste ist, sollte genauer hinschauen – denn das ist ein deutliches Zeichen für ein Herz, das nicht gesund ist. Auf welche Signale man unbedingt achten sollte, haben wir hier zusammen gefasst:
Herzstolpern
Wenn das Herz kurz einmal aus dem Takt gerät und einige zusätzliche Schläge ausführt, besteht zunächst kein Grund zur Sorge. Treten solche Unregelmäßigkeiten jedoch häufiger am Tag auf, wiederholt nach einer Belastung oder dauern sie länger als 30 Sekunden, dann sollte ein Arzt klären, ob eine Erkrankung dahintersteckt. Sofort zum Arzt sollte man gehen, wenn das Herzstolpern mit Schwindel, Bewusstseinsstörungen, Brustschmerzen oder Atemnot einhergeht.
Herzrasen
Ein schneller Puls ist eine normale Reaktion: Bei körperlicher Belastung, bei Aufregung oder in Angst-Situationen reagiert unser Körper damit auf die besonderen Anforderungen. Kommt es aber ohne Grund zu Herzrasen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Der kann durch ein EKG feststellen, ob zum Beispiel ein Vorhofflimmern vorliegt – was gefährlich wäre. Das kann allerdings nicht im Nachhinein, sondern nur während das Herz festgestellt werden – so schnell wie möglich sollte deshalb ein Arzt oder eine Notfallambulanz aufgesucht werden.
Rhythmusstörungen
Wenn aus dem Nichts heraus die Herzfrequenz in die Höhe geht, kann sich das nicht nur sehr beängstigend anfühlen, es kann ebenfalls Vorhofflimmern dahinterstecken. Und das kann den Blutfluss im Herz massiv stören und dadurch Blutgerinnsel entstehen lassen, die mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen. Kommt es dort zur Verstopfung von Blutgefäßen, droht ein Schlaganfall.
Schmerzende Beine
Bestimmte Arten von Schmerzen in den Beinen können ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko anzeigen. Aufmerksam sollte man besonders dann werden, wenn die Schmerzen beim Gehen in den Waden auftreten und beim Stehenbleiben schnell wieder nachlassen oder wenn im Liegen die Zehengegend schmerzt und das Aufstehen Linderung bringt. Denn diese beiden Schmerzformen sind ein Zeichen für Arteriosklerose in den Beinen. Findet sich dort eine Arteriosklerose, besteht meist auch schon eine deutliche Verkalkung der Herzkranzgefäße.
Herzschwäche
Wer beim Treppensteigen bereits nach wenigen Stufen ordentlich schnauft, sollte dies auf keinen Fall verharmlosen. Die gesteigerte Atmung bei jeder kleinen körperlichen Anstrengung kann das Warnsignal einer ernst zu nehmenden Erkrankung sein.
Häufig ist eine Herzschwäche der typische Grund für Atemnot. Bei rund zwei Millionen deutschen schafft der entkräftete Muskel es nicht mehr, sauerstoffreiches Blut durch den Körper zu pumpen.
Verengte Herzkranzgefäße
Ein Engegefühl, drückende oder brennende Schmerzen im Oberkörper haben einen Namen: Angina pectoris. Dieses häufige Beschwerdebild beruht auf einer Minderversorgung des Herzmuskels mit sauerstoffreichem Blut, was wiederum durch verkalkte Herzkranzgefäße ausgelöst wird. Körperliche Anstrengungen, seelischer Stress, Kälte oder auch üppige Mahlzeiten lösen den Brustschmerz aus, der nach Minuten der Ruhe oder mit einem Medikament vergeht.
Um eine instabile Angina pectoris handelt es sich, wenn die Beschwerden bei einem Schmerzanfall in ihrer Intensität oder Dauer zugenommen haben oder wenn die Schmerzen bereits in Ruhe auftreten. Langfristig müssen die verstopften Herzkranzgefäße dann mit Ballonkatheter und Stents geweitet und offen gehalten oder mit Bypässen umgangen werden.