Wäre alles wie immer, dann sollten wir uns jetzt mit Dingen wie Frühjahrsdiät oder Sonnenschutz befassen – aber mit Corona bzw. Covid19 gibt es zur Zeit natürlich ein Thema, das alles andere überlagert. Überall findet man etwas dazu, und nicht zuletzt in Netzwerken wie Whatsapp, Twitter oder Facebook kursieren Gerüchte, Halbwahrheiten und eimerweise Tipps, wie man sich angeblich gegen das Virus schützen kann. Einige davon haben zumindest einen wahren Kern, andere sind blanker Unsinn oder sogar schädlich. Wahr oder nicht wahr: Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und natürlich nicht als Therapieempfehlung haben wir einige der gängigsten Thesen gecheckt.
Zwiebeln und Knoblauch essen
Klar, Knoblauch ist gesund ist und hat sogar antimikrobielle Eigenschaften. Gegen eine Corona-Virusinfektion schützt er nach derzeitigen Erkenntnissen dennoch nicht, und auch aufgeschnittene Zwiebeln können Viren nicht aus der Luft oder dem Körper saugen.
Diese und ähnliche Tipps sind also eher falsch. Gefährlich wird es, wenn sich jemand durch Knoblauch geschützt fühlt und deshalb Regeln zu Abstand und Hygiene missachtet. Das Gute: Ein Döner mit Knoblauchsoße und extra viel Zwiebeln kann bewirken, dass die Leute freiwillig auf 3 Meter Abstand gehen.
Alle 15 Minuten einen Schluck Wasser trinken
Angeblich soll das Virus dadurch in den Magen gespült werden, bevor es in die Atemwege gelangen und dort eine Lungenentzündung verursachen kann. Dieser Rat soll angeblich von kanadischen Regierungsstellen kommen, die allerdings haben es inzwischen dementiert. Viel trinken ist zwar gut, und ausreichend Flüssigkeit hilft den Schleimhäuten, ihre Funktion zu erfüllen – eine Waffe gegen das Corona-Virus ist es aber nicht. Auch diese Empfehlung ist also eher ein Fake.
Salzwasser trinken oder mit Salzwasser die Nase spülen
Den Mund mit Salzwasser ausspülen oder salzwasserhaltige Nasensprays bzw. Nasenspülungen benutzen soll das Virus abwehren. Es gibt einige Hinweise darauf, dass regelmäßiges Nasenspülen mit Kochsalzlösung Menschen helfen kann, sich schneller von einer normalen Erkältung zu erholen. Es hat sich aber laut WHO bislang nicht gezeigt, dass Nasenspülungen oder auch das Gurgeln mit Salzwasser tatsächlich Atemwegsinfektionen verhindern können, und dementsprechend schützen sie auch nicht vor einer Ansteckung mit Coronaviren. Auch hier also: Fake.
Hände waschen
Händewaschen mit Wasser und Seife inaktiviert Coronaviren komplett. Die Seife zerstört die Fetthülle des Virus, und mit dem Wasser wird es anschließend von der Hand gespült. Tatsächlich ist das momentan eine der besten und einfachsten Möglichkeiten, die wir haben, um uns vor einer Ansteckung zu schützen. Sich gründlich die Hände zu waschen kann also die Ansteckungsgefahr reduzieren und ist also ein ganz klarer medizinischer Fakt.
Desinfektionsmittel verwenden
Handdesinfektionsmittel, das mindestens 60 Prozent Alkohol enthält, kann ebenfalls die fetthaltige Virushülle zerstören und zusätzlich Proteine des Virus zerstören. Allerdings sind Desinfektionsmittel von der Wirksamkeit her eher weniger effektiv als Händewaschen mit Wasser und Seife, weil hier kein grober Schmutz (in dem sich Viren und andere Keime festsetzen können) von den Händen entfernt wird. Desinfektion ist vor allem dann sinnvoll, wenn ein gründliches Händewaschen nicht möglich ist. Dieser Ratschlag ist also ein medizinisch gesicherter Fakt.
Ein heißes Bad nehmen
Der Tipp, einfach mal ein schönes heißes Bad zu nehmen, weil das Virus bei hohen Temperaturen angeblich abgetötet wird, kursiert derzeit in Foren und Gruppen. Kurzer Check: Unsere Körpertemperatur liegt normalerweise zwischen 36,5 und 37 Grad Celsius, ein heißes Bad ändert daran nichts. Zwar sind viele Viren hitzeempfindlich und werden ab einer Temperatur von etwa 60 Grad zerstört, weil bei dieser hohen Temperatur ihre Proteine zerstört werden. Allerdings gilt das auch für die Proteine in unseren Körperzellen, und ein so heißes Badewasser verursacht schon leichte Verbrühungen. Ein klarer Fall von Fake.
Alkohol trinken
Was gut für die Hände ist, kann doch auch nicht schlecht für unseren Mund und Rachen sein – klingt einleuchtend, ist aber in der Praxis nicht richtig. Alkohol in hoher Konzentration tötet zwar bestimmte Keime für einen gewissen Zeitraum im Speichel ab, allerdings hauptsächlich Bakterien.
Außerdem müsste man schon eine ziemlich hohe Konzentration von mindestens 60 Prozent trinken, um die Viren zu schädigen. Eine so hohe Konzentration allerdings führt eher zu Schleimhautreizungen und bewirkt dadurch möglicherweise sogar eher das Gegenteil, indem ein leichteres Eindringen des Virus in unsere Zellen ermöglicht wird.
Also: Fake.
Mundschutz tragen
Seit sich das Coronavirus bei uns ausbreitet, sieht man auch hierzulande immer mehr Menschen mit Maske. Allerdings: Mundschutz ist nicht gleich Mundschutz, es gibt verschiedene Arten. Der normale Mundschutz aus Papiervlies schützt den Träger nicht vor einer Infektion. Er kann vielleicht ein wenig dabei helfen, die Ansteckungsrate für andere Personen zu senken, weil man als Erkrankter damit andere nicht so leicht anniest oder anhustet.
Weiter sind sogenannte FFP-Masken erhältlich, die einen Filter eingebaut haben, mit dem sie bestimmte Partikel aus der Luft filtern können. Davon gibt es generell drei unterschiedliche Stufen:
FFP1: Schützt vor normalem Staub in der Luft, nicht vor Mikroorganismen.
FFP2: Schützt vor Nebel, Rauch und gesundheitsschädlichen Stäuben. Gegen Viren und Bakterien können sie in gewissem Rahmen und mit genügend Abstand zu Erkrankten ebenfalls schützen.
FFP3: Schützt vor giftigen, krebserregenden und radioaktiven Stoffen und auch vor Mikroorganismen – wie Bakterien, Pilzen und eben auch Viren.
Dass solche Masken vor einer Ansteckung schützen können, ist also ein medizinischer Fakt. Aber: Weil zur Zeit medizinisches Personal im Krankenhaus und der Arztpraxis immer weniger ausreichend Mundschutz zur Verfügung hat, um sich selbst vor einer Ansteckung schützen zu können, sollte man sich ernsthaft fragen, ob man einen solchen Schutz wirklich benötigt – wer kann, sollte lieber einfach zu Hause bleiben und Kontakte möglichst vermeiden. Das ist nach wie vor der sicherste Weg, sich und andere zu schützen.