Ein gesunder Lebensstil bringt eine Menge. Manche schwören auch auf kalte Duschen zum Abhärten oder Vitaminpräparate.
Was hilft wirklich, um das Immunsystem so zu stärken, dass es weniger anfällig für Erkältungen ist?
Dazu drei Anregungen:
1. Täglich eine kalte Dusche – das kann sicher nicht schaden. In einer niederländischen Studie von 2016 hat sich diese Maßnahme positiv auf das subjektive Gesundheitsgefühl der Probandinnen und Probanden ausgewirkt. Allerdings: Messbare Effekte – etwa weniger Krankentage – verzeichneten die Wissenschaftler nicht.
2. Den Körper heißen und kalten Temperaturen aussetzen – dazu rät Professor Andreas Michalsen. Der auf Naturheilkunde spezialisierte Mediziner erklärt: «Kalt-Warm-Duschen, Sauna oder Kneipp-Anwendungen wie das Wassertreten würde ich allen Menschen empfehlen.» Solche Kalt- und Warmreize seien ein Stressor für den Körper – wie Sport. Das heißt, der Körper wird trainiert und passt sich an.
Wer immer nur mit Wärmflasche bei 22 Grad im Zimmer sitzt, dessen Körper kann bei Schmuddelwetter Probleme mit der Anpassung haben – und wird anfälliger für Erreger, so Michalsen. «Deshalb ist es ratsam, nicht immer in der Temperaturkomfortzone zu bleiben.»
3. Vitamin C in rauen Mengen gilt als Wundermittel gegen Erkältungen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) können Sie sich jedoch spezielle Präparate mit hohen Dosierungen des Vitamins sparen. Ein vorbeugender Effekt sei nicht nachgewiesen.
Aus Sicht des Bremer Hausarztes Hans-Michael Mühlenfeld helfen diese Tipps auf jeden Fall vorbeugend gegen Erkältungen:
- sich oft an der frischen Luft bewegen
- eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse
- nicht rauchen
- wenig Alkohol
- ausreichend Schlaf
«Übermüdung ist erwiesenermaßen immunschwächend», sagt Mühlenfeld.
Und wenn es mich doch erwischt – was hilft bei Erkältung?
Gegen die auslösenden Viren gibt es keine Medikamente. Aber die Symptome können Sie lindern. Hierfür gibt es viele Arzneimittel:
- abschwellende Nasentropfen gegen Schnupfen
- Schleimlöser bei Husten
- Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen, die nicht nur gegen Kopfweh, sondern auch gegen Fieber helfen
Hausarzt Hans-Michael Mühlenfeld hat 3 weitere Ratschläge:
1. Bonbons lutschen: Das fördert die Speichelproduktion und hilft bei Halsschmerzen. Extra-Tipp: Ananas in kleine Würfel schneiden und einfrieren. Die Stücke kann man lutschen – sie kühlen, halten den Rachen feucht und stecken außerdem voller Vitamine.
2. Kochsalz: Empfohlen wird oft ein Anteil von 0,9 Prozent. Das heißt: 9 Gramm Kochsalz in einem Liter heißem Wasser auflösen. Dann ein Handtuch überwerfen und den Kopf über den Topf oder die Schüssel halten – dabei sollte möglichst wenig Wasserdampf entweichen. Inhalationsgeräte sind bei kleinen Kindern in der Anwendung sicherer.
Extra-Tipp: Wenn die Nasenschleimhaut verdickt ist, rät Mühlenfeld anstelle von Kochsalz zur Zugabe von einigen Tropfen Chinaöl. Aber: Bei kleinen Kindern ist beim Einsatz ätherischer Öle fürs Inhalieren Vorsicht geboten. Es kann zu Schleimhautreizungen oder Erbrechen kommen. Hier reicht im Zweifel pures Wasser.
3. Zink-Brausetabletten: Das sei etwas, dass viele Kolleginnen und Kollegen empfehlen, sagt Mühlenfeld. Die Tabletten kann man nehmen, wenn man das Gefühl hat: Es bahnt sich eine Erkältung an. «Patienten können damit nichts falsch machen und es hilft zumindest gefühlt.»
Die Verbraucherzentrale NRW schreibt mit Blick auf Zink aber: Es gebe keine gesicherten Belege dafür, dass das Spurenelement Erkältungen vorbeuge. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät, höchstens 6,5 Milligramm Zink pro Tag ergänzend aufzunehmen.
Hausmittel-Check: Helfen Heilkräuter und Erkältungsbäder?
Rund um Erkältungen kennt jeder auch ein Hausmittel, was dafür sorgen soll, dass der Infekt schneller verschwindet. Doch halten die Mittel, was sie versprechen?
1. Heilkräuter: Bestimmte Sorten hätten sich bei Erkältungen bewährt, sagt Michalsen, der Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin ist. Schleimlösend wirke eine Mischung aus:
- Thymian
- Primel
- Efeu
- Isländisch Moos
- Spitzwegerich
«Man kann sich Tees selber mischen oder in Apotheken fertige Teemischungen kaufen. Dort gibt es zahlreiche rezeptfreie, gute Kombinationspräparate, in denen die Pflanzenextrakte in Tablettenform vorliegen», sagt der Mediziner.
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Gegen Hustenreiz empfiehlt Michalsen Lindenblütentee, drei bis vier Tassen, gut durchgezogen.
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Bei leichtem Fieber habe sich auch heißer Holundersaft bewährt.
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Halsschmerzen lindert Salbeitee. «Damit können Betroffene auch gurgeln», empfiehlt Michalsen.
2. Hühnerbrühe: Darauf schwören viele Menschen als Hausmittel. Auf das Huhn in der Suppe kann man gut verzichten – stattdessen lieber mehr Gemüse in den Topf geben. «Sellerie und Lauch zum Beispiel haben viele scharfe sekundäre Pflanzenstoffe, die eine gewisse antivirale und antibakterielle Wirkung haben», sagt Michalsen.
An der Charité hat Michalsen eine Stiftungsprofessur für Naturheilkunde. Schon lange forscht er in diesem Bereich und kennt unzählige Studien. Bislang sei es ihm nie gelungen, wissenschaftlich etwas zu finden, warum das Huhn einen positiven Effekt bringen soll.
«Im Huhn sind Proteine und Fette drin – beides für die Infektabwehr unbrauchbar.» Antivirale oder antibakterielle Stoffe, wie verschiedenes Gemüse sie enthalte, biete das Huhn nicht.
Also keine Hühnerbrühe mehr? So streng sieht es Michalsen auch wieder nicht. «Hühnerbrühe ist wie die meisten Suppen leicht verdaulich und macht ein gutes Bauchgefühl.» Wer erkältet ist und sich deshalb eine kocht, sollte nur den Gemüseanteil ruhig etwas höher schrauben.
Noch ein Tipp: Die Suppe nicht zu heiß schlürfen. «Hitzestress ist nicht gut für die Schleimhäute», sagt Michalsen.
3. Erkältungsbad: Bei ersten Anzeichen einer Erkältung – etwa kalten Füßen oder einer kribbelnden Nase – könne das durchaus sinnvoll sein, berichtet die Zeitschrift «Apotheken Umschau».
Das warme Bad fördere die Durchblutung, entspanne die Muskeln und erhöhe etwas die Körpertemperatur. Das alles sorge dafür, dass man sich nach dem Bad eventuell besser fühle.
Tipp: So heiß baden wie es noch angenehm ist, 10 bis 20 Minuten in der Wanne bleiben, dann warm einpacken und ausruhen. Wer will, nimmt Badezusätze mit ätherischen Ölen wie Latschenkiefer oder Thymian.
4. Wadenwickel: Bei grippalen Infekten könnten Wickel und Umschläge die Symptome lindern oder die medizinische Behandlung unterstützen. Das schreibt das Portal «Kindergesundheit-info.de», das die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) betreibt.
Es wird aber auch gewarnt: Falsch angewendet können sie mehr schaden als nützen. Daher ein wichtiger Ratschlag: Kalte Wickel, die dem Körper Wärme entziehen und so etwa Fieber senken sollen, kommen nur an Körperstellen zum Einsatz, die warm sind. Friert man oder hat man Schüttelfrost, lässt man die Wickel lieber weg.
Geeignet für den Einsatz seien etwa Küchenhandtücher oder große Stofftaschentücher. Und so geht es:
- Die Tücher in handwarmem Wasser nass machen.
- Dann leicht auswringen.
- Die Waden so umwickeln, dass die Tücher gut anliegen.
- Darüber kommen ein trockenes Tuch und ein Wolltuch.
- Nehmen Sie die Wickel ab, sobald diese körperwarm sind – etwa nach 15 bis 20 Minuten.
- Die Prozedur können Sie noch einmal wiederholen, wenn die Waden wieder warm geworden sind.
5. Eukalyptusöl-Kapseln: Gerade bei Bronchitis helfe das gut, sagt Naturheilkunde-Experte Michalsen. Eukalyptus habe eine schleimfördernde Wirkung und helfe beim Abhusten. Außerdem sei es antibakteriell und antiviral – wobei diese Wirkung von der Konzentration abhängt, so der Fachmann.
Man solle sich keine Illusionen machen, so Michalsen: «Wenn ein Stoff antiviral oder antibakteriell ist, heißt das nicht, dass Viren und Bakterien tot umfallen. Aber sie mögen es nicht und so unterstützen die Stoffe das Immunsystem dabei, diese Erreger zu vertreiben.»
6. Zwiebel: Sie soll – klein geschnitten und in ein Tuchlein verpackt – gegen Ohrenschmerzen helfen. Oft treten solche Schmerzen als Begleiterscheinung eines Infekts auf, gerade bei Kindern.
Die Idee: Über das aufgelegte Zwiebelsäckchen gelangen die Senföle ins Ohr, die in der Zwiebel enthalten sind. «Die sind sehr bioaktiv. Bakterien und Viren mögen das nicht, wenn sie diesen Scharfstoffen auf der Schleimhaut begegnen», sagt Michalsen. Aus seiner Sicht sei das Säckchen ein «tolles Hausmittel». Der Nachteil sei nur, dass dann das ganze Zimmer nach Zwiebel stinke.
Zwiebelsirup beurteilt der Experte etwas skeptischer. Dieser soll gegen Husten und Halsschmerzen helfen. «Das Beste wäre, den Zwiebelsirup zu gurgeln, damit die Senföle länger auf der Schleimhaut im Rachenraum bleiben», sagt er. Schlucken allein bringt eher wenig. Doch manchen kostet es sicher Überwindung, mit Zwiebelsirup zu gurgeln. «Nicht das allergenialste Hausmittel», sagt Michalsen.
7. Ingwer und Scharfes: Besser für Beschwerden in Hals und Rachen ist nach Auffassung von Michalsen Ingwertee. Die darin enthaltenen Gingerole sind Scharfstoffe, die gegen Viren und Bakterien wirken. Der Mediziner rät: Vor dem Herunterschlucken des Tees eine halbe Minute gurgeln und ihn durch die Zähne ziehen. Auch in Kombination mit Zitrone und Honig kann Ingwer wohltuende Effekte haben.
Zubereitungs-Tipps: Ingwer mit Schale in dünne Scheiben schneiden und mit kochendem Wasser übergießen. Ziehen lassen, bis das Getränk Trinktemperatur erreicht hat. Dann den Saft einer Zitrone und einen Löffel Honig hineinrühren.
Generell seien Scharfstoffe hilfreich bei Halsweh, sagt Michalsen. Sie betäubten und hätten antibakterielle und antivirale Wirkungen. Wer es fertigbringt, kann zum Beispiel einen Löffel klein gehackten Meerrettich mit Kapuzinerkresse essen. Es gebe aber auch entsprechende Fertigpräparate.
Fazit: Wunder dürfe man von alldem nicht erwarten, sagt Michalsen. «All diese Dinge lindern etwas die Beschwerden, sie sorgen aber nicht dafür, dass man sofort wieder fit ist.»
Es bleibe dabei: Wer wieder gesund werden will, muss sich schonen – und den Körper so gut es geht unterstützen. «Warme Gemüsesuppe tut gut, genauso wie warme Fußbäder.»
Was sollte ich während einer Erkältung noch beachten
Das Allerwichtigste ist, ausreichend zu trinken und seinem Körper Ruhe zu gönnen. Darum ist eine Sportpause unbedingt angebracht.
Wer sich nicht daran hält, riskiert, dass die Viren tiefer in den Körper gelangen. «Eine bekannte und gefährliche Komplikation davon ist eine Herzmuskelentzündung», sagt Hans-Michael Mühlenfeld.
In die Sauna gehen – immer wieder bekommen Erkältete diesen Rat. Generell zu empfehlen ist das nicht. Der Körper ist ohnehin schon geschwächt, die Hitze belastet den Kreislauf zusätzlich.
«Eine ankommende Erkältung auszuschwitzen, bevor sie wirklich ausbricht, funktioniert nur in Ausnahmefällen», schreibt der Deutsche Wellness Verband. In der Realität passiert eher das Gegenteil: «Meist bricht die Krankheit beschleunigt aus.»
Was ebenfalls zu bedenken ist: Gerade in den ersten drei bis vier Tagen sind Erkältete besonders ansteckend, so Mühlenfeld. Womöglich bringen Sie die Viren mit und stecken andere Saunagäste an.
Wann sollte ich zum Arzt?
Unter anderem bei länger anhaltendem Fieber. Ein bis zwei Tage seien normal, aber bei vier bis fünf Tagen Fieber laufe etwas nicht gut, so Mühlenfeld.
Auch Luftnot oder Schläfrigkeit sind Symptome, bei denen man sich unbedingt hausärztlichen Rat holen sollte. Ruhig erstmal telefonisch.
Hausarzt Mühlenfeld rät generell, auf die eigenen Erfahrungen mit Erkältungen zu vertrauen und diese als Anhaltspunkt zu nehmen: «In dem Moment, wo es nicht so verläuft, wie man das gewohnt ist, sollte man den Hausarzt konsultieren. Das ist die beste Zusammenfassung.»